Sehr geehrter Herr Landrat Meyer,
Sehr geehrte Mitglieder des Kreistages sowie Jugendhilfeausschusses,
wir als Team wenden uns mit großer Besorgnis an Sie, um auf die bevorstehende Beendigung des Projekts "Flexibles Jugendmanagement im Landkreis Görlitz" aufmerksam zu machen. Als engagierte Fachkräfte, die seit 12 Jahren im Bereich der Jugendarbeit, Jugendbeteiligung und Jugendkulturarbeit tätig sind, sehen wir uns mit der drohenden Streichung unserer Finanzierung konfrontiert, obwohl unser Projekt einen nachweisbaren Beitrag zur positiven Entwicklung von jungem Engagement im Landkreis leistet.
Unser Projekt (3 VzÄ und Sachkosten) wird derzeit zu 80 % vom Land Sachsen und zu 17,5 % vom Landkreis Görlitz sowie durch 2,5 % Eigenmittel unseres Trägers finanziert. Die beabsichtigte Entscheidung des Jugendamtes des Landkreises Görlitz, seine Kofinanzierung ab 2024 zu streichen, wirft nicht nur Fragen nach der Nachhaltigkeit von Jugendarbeit in der Region auf, sondern hat auch schwerwiegende Konsequenzen für unsere Zielgruppen (junge Menschen sowie Vereine, Jugendclubsund Initiativen aus dem ländlichen Raum, Verantwortliche aus Gemeinden) sowie für uns als Team.
Es ist uns bewusst, dass Ressourcen knapp sind und Entscheidungen in der Finanzierung getroffen werden müssen. Dennoch müssen wir darauf hinweisen, dass unser Projekt nicht nur ein bewährtes Konzept vorweisen kann, sondern auch eine Kooperationsvereinbarung unseres Trägers mit dem Landesjugendamt und dem Landkreis Görlitz für das Jahr 2024 besteht. Die plötzliche Aufkündigung dieser Vereinbarung entzieht nicht nur unserer Arbeit die finanzielle Grundlage, sondern gefährdet auch die Existenz unseres Trägers.
Vor dem Hintergrund, dass in Sachsen momentan zwei neue Standorte für das Flexible Jugendmanagement aufgebaut werden - und zwar aufgrund der durchgängig positiven Erfahrungen und Entwicklungen mit diesem Projekt - haben wir kein Verständnis für die aktuelle Entscheidung des Jugendamtes!
Die Arbeit des Flexiblen Jugendmanagements findet vordergründig dort statt, wo keine anderen Angebote der Jugendarbeit des Landkreises existieren. Vor allem der ländliche Raum, der das Bildunseres Landkreises entscheidend prägt, wird hierbei oft vernachlässigt. Mit Blick in die Zukunft unseres Landkreises müssen wir nachhaltige, attraktive Bleibe- bzw. Rückkehrperspektiven für junge Menschen schaffen. Genau an dieser Stelle setzt unsere Arbeit an: Indem wir junge Menschen bei der Realisierung ihrer Ideen unterstützen und sie mit den zuständigen Gemeindeverwaltungen vernetzen, fördern wir die positive Bindung an ihre Wohnorte und schaffen Raum für aktives Engagement in ihrer Gemeinde.
Diese Unterstützung im Bereich der Jugendarbeit und Jugendbeteiligung wird in Zukunft fehlen, und die Frage stellt sich, an wen sich junge Menschen sowie Verantwortliche aus den Gemeinden wendensollen, wenn sie Unterstützung benötigen. Viele der von uns betreuten Regionen werden ohne unser Engagement komplett unversorgt sein. Durch die Streichung des Projekts gehen nicht nur 12 Jahre aufgebaute Expertise, sondern auch wertvolle Kontakte, Beziehungen und Netzwerke verloren. Nicht zuletzt werben wir in unserer Arbeit jährlich zusätzliche Mittel für Jugendprojekte ein und unterstützen damit die Vielfalt und Belebung von Jugendorten und Jugendkultur im gesamten Landkreis. Auch dies kann durch kein anderes Projekt ersetzt werden.
Besonders besorgniserregend ist für uns der Umstand, dass die Entscheidung zur Streichung der Kofinanzierung ohne Beteiligung des Jugendhilfeausschusses getroffen wurde. Als beschließendes Gremium sollte der Jugendhilfeausschuss in solch einschneidenden Angelegenheiten eingebunden sein, um eine transparente, fachliche und demokratische Entscheidungsfindung zu gewährleisten.
Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass uns die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt zusätzlich irritiert, da erst im Mai diesen Jahres ein Kooperationstreffen unseres Trägers mit dem Landesjugendamt sowie dem Jugendamt des Landkreises Görlitz stattfand, aufgrund dessen wir unsere Konzeption im Sinne des Landkreises Görlitz für die Arbeit ab 2024 angepasst haben.
Abschließend möchten wir betonen, dass diese extrem kurzfristige Entscheidung des Öffentlichen Trägers zu erheblichen Unsicherheiten führt, da durch unseren Träger Kündigungsfristen eingehaltenwerden müssen. Dies birgt das Risiko einer Insolvenz unseres Trägers, was nicht nur uns, sondern auch andere Projekte und Initiativen in der Region negativ beeinflussen wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Das Team des Flexiblen Jugendmanagements im Landkreis Görlitz
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