Löbau ist das, was du draus machst!
Die Löbauer Vereinslandschaft ist äußerst vielfältig. Ein Blick in das aktuelle Vereinsregister zeigt über 200 Vereine, die eine breite Palette von Interessensgebieten sowie soziale Bedürfnisse ansprechen. LÖBAULEBT e.V. ist da eine vergleichsweise junge Initiative mit einer spannenden Geschichte, die einiges früher als mit der eigentlichen Vereinsgründung beginnt.
Im Jahr 2015 wurde es im Kontext Löbau plötzlich laut auf der sozialen Plattform facebook. Eine unbekannte Person oder Personengruppe plakatierte knackige Zeilen verbunden mit einer gesunden Portion Ironie an die unrühmlichsten Orte, die Löbau zu bieten hatte. Bedacht wurden unter anderem der geschlossene Bahnhof mit verzweifelten Rufen und Bitten nach einer Fahrkarte oder etliche Schmierereien an Fassaden (wir nennen sie bewusst nicht Graffitis, da diese zwar oft auch unerwünscht sind aber nicht selten einen künstlerischen Anspruch haben). Die Aktion sprach sich schnell herum, die Presse berichtete regelmäßig, die User*innen unterstützten mehrheitlich die Aktionen und waren voller Anerkennung, Lob und Motivation zum Weitermachen. Bewegen wollen auch viele Löbauer*innen etwas. Dem Aufruf, Fotos von Orten zu senden, an denen etwas verbessert werden sollte, folgten zahlreiche Einsendungen. Beim Bürger*innenstammtisch im Juni 2015 zeigte der Unbekannte nun das erste Mal Gesicht. Sein Name, René Seidel, Sprachwissenschaftler, diplomierter Übersetzer und natürlich Löbauer. Schnell hat sich eine Gruppe um René gefunden, die ebenfalls ihren Beitrag leisten wollte, wenn es darum geht, den Notendurchschnitt von Löbau in den Bereichen Lebendigkeit, Jugend, Engagement, Lebensqualität und Kultur zu verbessern.
Ein großes Projekt wurde geplant. Ein leeres und dem Verfall preisgegebenes Gebäude sollte dabei im Mittelpunkt stehen. Wir wollten das seit Jahren geschlossene Gewandhaus temporär für die Öffentlichkeit zugänglich machen und mit einer Ausstellung an die Historie dieses Gebäudes erinnern, Menschen zusammenbringen und zum Austausch bewegen. Mit guter Unterstützung aus der Stadtverwaltung arbeitete die Gruppe mit Hochdruck an der Umsetzung des Projekts. Die Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung war enorm, innerhalb kürzester Zeit standen mehr als 3.000 EUR aus einem Crowdfunding-Aufruf zur Verfügung. Es folgten Recherchen in Archiven, die Erarbeitung eines Ausstellungskonzeptes, die Produktion von Schautafeln, Arbeiten, die eine Begehbarkeit des Gebäudes möglich machten, inklusive Beleuchtungskonzept, eine breite Werbekampagne zum Event sowie zahlreiche Pressegespräche zum Vorhaben. Anfang Mai 2016 war es dann vollbracht, das Gewandhaus öffnete seine Türen für zwei Tage mit einem Programm aus Ausstellung, Vortrag, Musik, Theater und Verköstigung. Der Besucher*innenstrom war überwältigend. „Wir haben als Gruppe wunderbar funktioniert“, erinnert sich René Seidel. „Diese Energie und das Interesse aus der Bevölkerung, welches wir an diesem Wochenende gespürt haben, wollten wir in etwas Substanzielleres überführen.“ Mit einem Verein stehen uns noch andere Möglichkeiten, vor allem der Förderung zur Verfügung. Das war die Geburtsstunde von LÖBAULEBT.
Als Verein organisiert, können wir mit viel mehr Verbindlichkeit Aktionen und Projekte planen, gezielter Menschen bewegen und zum Mitmachen gewinnen. Wir alle fühlen uns sehr verbunden mit der Stadt Löbau, für viele ist es die Geburtsstadt und der Ort einer wunderbaren Kindheit. Aktuell sind wir 11 Mitglieder, die sehr aktiv die Vereinsarbeit und die Ausrichtung des Vereins unterstützen. Noch einmal genau so viele Menschen sind stille Mitglieder, die uns regelmäßig finanziell unter die Arme greifen. Darüber hinaus haben wir viel Unterstützung aus der Löbauer Wirtschaft, die uns nicht nur finanziell, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Durch eine Förderung innerhalb des LEADER-Programms haben wir seit Mai 2018 eine feste Mitarbeiterin, deren Arbeit sich vor allem um den Bereich Netzwerk innerhalb der bestehenden Vereinslandschaft in und um Löbau konzentriert. Mit Bettina haben wir jemanden unter uns, die wunderbar Personen miteinander ins Gespräch bringen kann, sodass mehrwertige Kooperationen und Synergien entstehen.
Für die vor uns liegende Zeit möchten wir unsere Veranstaltungen, die bereits eine kleine Tradition haben, wie der lebendige Adventskalender am 21.12.2018, die Beteiligung am Neiße Film Festival im Mai, das Jugend- und Seniorenforum, die Beteiligung am Blumenstraßenfest und unser Oktoberfest zusammen mit den Löbauer Bergmusikanten wieder anbieten. Zudem sind wir gern dabei, wenn es um die Moderation von Bürger*innen-Beteiligungsprozessen und die Übersetzung in konkrete Handlungspläne geht.
Als größeres Projekt verfolgen wir nach wie vor einen Ansatz, der uns seit den Gewandhaustagen begleitet - einen kulturellen Raum für Löbau zu schaffen, der mit unterschiedlichen Formaten bespielbar ist. Um diesem Ziel ein kleines Stück näher zu kommen, sind wir aktuell Stipendiaten der Drosos Stiftung, die in Kooperation mit der Erfurter Kulturhanse Werkstätten anbietet, in denen Themen zum Aufbau von Gründerlaboren im ländlichen Raum bearbeitet werden. In diesen Seminaren gewinnen wir als Verein umfangreiches Know-How und haben die Möglichkeit, unter professioneller Leitung ein Konzeptpapier inklusive Finanzierungsstrategie zu entwickeln.
Würde man LÖBAULEBT nach den drei Wünschen fragen, die wir gern für die Stadt erfüllt sehen würden, dann stünde auf der Liste: ein noch größeres Interesse und noch mehr Beteiligung der Einwohner*innen an einer aktiven Gestaltung des Löbauer Lebens, die Ansiedlung und erfolgreiche Führung weiterer gastronomischer Angebote in der Innenstadt, die sich positiv auf die Ausgehkultur auswirken und viel Kontakt zu Menschen, die konkrete Ideen haben und diese mit uns teilen möchten. Dazu laden wir euch immer gerne ein.