Der Wahlsieger bei Kindern und Jugendliche in Sachsen ist mit 16,72 % die AfD, dicht gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen mit 15,63 % – hier liegen überraschenderweise zwei Parteien in Führung, die sich inhaltlich gegenüber stehen. Auf den folgenden Rängen liegen die SPD (12,91 %), die FDP (12,86 %), die CDU (10,69 %), die LINKE (9,82 %) und die Tierschutzpartei (7,22 %). Die sonstigen Parteien erreichten insgesamt 14,13 %.
Zum Vergleich: bundesweit konnten Bündnis 90/Die Grünen mit 21,02 % bei den jungen Menschen am meisten punkten. Interessant ist auch der Vergleich mit den Ergebnissen der letzten U18-Landtagswahl 2019 in Sachsen. Damals lagen die Grünen mit 27,19 % vorn.
Die U18-Bundestagswahl wurde auch in diesem Jahr durch den Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. (KJRS) als Landeskoordinierungsstelle umgesetzt. In Sachsen waren über 220 Wahllokale in Jugendeinrichtungen, als mobile Wahllokale, bei Ferienfreizeiten und in Schulen geöffnet. Fast 12.000 junge Menschen haben hier ihre Stimme abgegeben, damit lag die Wahlbeteiligung auf dem gleichen Niveau wie zur U18-Landtagswahl 2019.
Im Landkreis Görlitz übernahm das Flexible Jugendmanagement die landkreisweite Koordinierung der U18-Bundestagswahl. Schulen, Jugendtreffs und Angebote der Jugendarbeit wurden zum Mitmachen ermutigt. Methodenworkshops wurden durchgeführt, viele verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt und ein „Jugend-Politik-Austausch“ mit den Direktkandidat*innen des Landkreises organisiert. In insgesamt 25 Wahllokalen konnten Kinder und Jugendliche ihre Stimme abgeben - ca. 900 machten von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Jan Witza, Vorsitzender des Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. (KJRS): „Auch wenn das sächsische Ergebnis der U18-Wahl für mich und andere mehr Fragen als Antworten birgt, so freue ich mich doch über die konstant hohe Wahlbeteiligung. Junge Menschen nehmen die Wahl ernst und erwarten ihrerseits ernst genommen und gehört zu werden. Vor diesem Hintergrund sind politische Diskussionen um eine Wahlalterabsenkung so relevant wie nie. Die Wahlberechtigung ab 16 Jahren oder sogar ab 14 Jahren, wie vom KJRS gefordert, würde der Tatsache Rechnung tragen, dass Jugendliche ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft mit eigener (politischer) Meinung sind. Ich wünsche mir, dass dies die letzte U18-Wahl zu einer Bundestagswahl war und wir zur nächsten Bundestagswahl bereits eine „U16-Wahl“ veranstalten können.“
Im Detail macht die U18-Wahl große Unterschiede im Wähler*innenverhalten zwischen städtisch und ländlich geprägten Regionen deutlich. Diese Wahlergebnisse und die dahinterliegenden Unterschiede in den Lebenswelten, Wünschen und Zukunftsvorstellungen junger Menschen müssen sowohl in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als auch und vor allem bei politischen Entscheidungen noch deutlicher bedacht werden.
Die U18-Wahl findet immer neun Tage vor der eigentlichen Wahl statt und bietet allen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren die Möglichkeit erste Wahlerfahrungen zu sammeln. Die U18-Wahl konzentriert sich auf die Zweitstimme. Der Stimmzettel entspricht dahingehend dem der Bundestagswahl am 26. September. Begleitet wird sie von Veranstaltungen und Projekten zur politischen Bildung rund um die Themen Demokratie, Parteien und Staatlichkeit. Diese wichtigen pädagogischen Angebote haben unterstützenden Charakter für die Willensbildung und das Demokratieverständnis junger Menschen und werden auch im Nachgang der U18-Wahl nicht an Relevanz verlieren.
Mehr Infos und weitere bundesländerspezifische Ergebnisse gibt es unter: www.u18.org