JugendKulT(o)urLand / FlexJuma

JugendKulT(o)urLand - junge Kultur tourt durch den ländlichen Raum zu Orten junger Menschen.

Der Landkreis Görlitz: (jugend)kulturelle und soziale Angebote fehlen im ländlichen Raum und zentralisieren sich in den Städten. Junge Menschen auf dem Land können diese Angebote aufgrund des Rückzugs des öffentlichen Nahverkehrs aus dem ländlichen Raum nicht wahrnehmen. Aktive junge Menschen, die sich in Dörfern und Gemeinden in Jugendclubs und Jugendvereinen engagieren, suchen händeringend nach Nachwuchs. Während manche Jugendclubs wegen Überalterung schließen, entstehen in anderen Orten neue. Davon bekommt man in der Regel nur selten etwas mit. Junges Engagement auf dem Land wird oft übersehen, manchmal sogar als Störung empfunden und nicht als Bereicherung, die gerade für den ländlichen Raum sehr wichtig ist.

JugendKulT(o)urLand rückte diese Situation in den Fokus, unterstrich die nötige Wertschätzung jungen Engagements in den Dörfern und Gemeinden und brachte junge Kulturangebote dahin, wo es für junge Menschen kaum noch Angebote gibt.

Projekablauf

Unterstützt durch die beiden Kooperationspartner Filmclub von der Rolle '94 e.V. aus Görlitz und ZK-CONCERTS aus Rennersdorf zog JugendKulT(o)urLand durch den Landkreis Görlitz und brachte mit einer JugendFilmTour und einer NewcomerBandTour Filmkunst und Live-Musik zu den jungen Menschen im ländlichen Raum. Zum einen wurden aktuelle Jugendfilme aus verschiedenen Sparten gezeigt. Zum anderen erhielten junge Nachwuchs-Bands aus der Region die Chance, ihr Können an verschiedenen Orten zu zeigen. Die Standorte wurden so gewählt, dass dort ein Jugendclub oder Jugendverein vorhanden ist, der in die Durchführung der einzelnen Veranstaltung direkt mit einbezogen wurde. Dadurch rückten diese Clubs bzw. Vereine und ihr Engagement vor Ort in den Fokus.

Das Projekt konnte im August des Jahres 2016 mit den Zusagen der beiden Fördermittelgeber (Fonds Soziokultur und Kulturstiftung des Freistaates Sachsen) offiziell beginnen. Zu Anfang wurden erste Gespräche zur konkreten Terminplanung mit den beiden Kooperationspartnern (ZK-CONCERTS Rennersdorf und Filmclub von der Rolle ´94 e.V. Görlitz) geführt. Hier ging es unter anderem um die Fragen: Wann soll die jeweilige Tour stattfinden? Was wird an Technik benötigt? Wie groß soll die Veranstaltungsfläche sein? Wo sollen die Veranstaltungen stattfinden (in einem Gebäude oder Zelt)? Wie viele Gäste werden erwartet? etc. Bei diesen Gesprächen zeigte sich recht schnell, dass eine komplette Umsetzung der Newcomer-Tour und der Kino-Tour bis zum Ende des Jahres nicht realisierbar war. Deshalb wurde eine Verlängerung des Projekts bis Ende Juni 2017 beantragt und schließlich auch genehmigt. So konnten für beide Teilprojekte passende Termine im Jahr 2017 festgelegt werden.

Im nächsten Schritt mussten für beide Touren jeweils 4 Standorte gefunden werden. Hierfür wurden insgesamt 23 Jugendclubs und ehrenamtliche Vereine im Landkreis Görlitz direkt angeschrieben und über das Projekt informiert. Über erste Ankündigungen zum Projekt wurde zudem versucht, viele weitere Vereine und Jugendclubs zu erreichen. Die Rückmeldungen waren leider nicht so zahlreich wie erwartet. Insgesamt 9 Clubs und Vereine hatten Interesse, sich als Standort an der Umsetzung zu beteiligen. Die interessierten Clubs und Vereine hatten die Möglichkeit, sich aus den möglichen Terminen ihre jeweiligen Wunschtermine auszusuchen. Danach wurden die konkreten Termine vergeben.

Newcomer-Tour

Nun standen die Termine und die Veranstaltungsorte fest. Somit konnten dann Newcomer-Bands für die Tour im April gesucht werden. Insgesamt wurden 19 junge Bands aus dem Landkreis angeschrieben, mit der Bitte um Rückmeldung, wer Teil der Newcomer-Tour sein möchte. Am Ende wollten 7 Bands bzw. Musiker dabei sein und hatten jeweils ihre möglichen Termine durchgegeben. Nun konnten die 4 beteiligten Clubs und Vereine 2 bis 3 Bands auswählen, die an ihrem jeweiligen Tour-Tag spielen sollten. Eine Band wurde leider für keinen Termin ausgesucht und ein Musiker aus Görlitz musste später seinen Auftritt absagen. Somit traten folgende 5 Bands im Rahmen der Newcomer-Tour auf:


Kayman (Indie/Alternative aus Görlitz) Tour-Termine: 21.04. (Sandförstgen) 22.04. (Hain) 28.04. (Arnsdorf-Hilbersdorf)			Mr. Creamy (Cover-Rock aus Oderwitz) Tour-Termine: 28.04. (Arnsdorf-Hilbersdorf) 29.04. (Berthelsdorf)
The Most Wanted (Cover-Rock/-Pop aus Mücka) Tour-Termine: 21.04. (Sandförstgen) 22.04. (Hain)			Normalzustand (Punk Rock aus Eibau) Tour-Termine: 29.04. (Berthelsdorf)
Forget Your Hopes (Deathcore aus Weißwasser) Tour-Termine: 21.04. (Sandförstgen)

Dann hieß es Werbung, Werbung, Werbung. Flyer und Plakate wurden erstellt und an die beteiligten Jugendclubs und Vereine verteilt, damit sie in ihren Orten und der Umgebung Werbung machen konnten. Pressemitteilungen wurden verfasst und an alle Zeitungen sowie Gemeinde- bzw. Amtsblätter des Landkreises mit der Bitte geschickt, diese zu veröffentlichen. Artikel wurden auf Internetseiten veröffentlicht und Veranstaltungshinweise über weitere Internetplattformen geschaltet (z.B. Homepage, facebook).

Und dann war es auch schon so weit. Nach all der langen Vorbereitungszeit konnte die Tour an den letzten beiden April-Wochenenden durchgeführt werden. Die beteiligten Jugendclubs und Vereine halfen hierbei kräftig mit. Da kaum einer der Clubs einen geeignet großen Raum für ein Konzert hatte, musste ein Zelt aufgebaut werden. Hier kam ein kleines Zirkuszelt (10m Durchmesser) zum Einsatz. In diesem fanden dann Bühne, Technik und bis zu 70 Personen Platz. Die Clubs und Vereine kümmerten sich neben der Hilfe bei Auf- und Abbau auch um die Versorgung der Bands und Gäste. Die Newcomer-Tour wurde für die erste Veranstaltungsreihe dieser Art sehr gut angenommen und konnte folgende Gästezahlen verzeichnen:

21.04. - ca. 70 Gäste		28.04. - ca. 100 Gäste
22.04. - ca. 70 Gäste		29.04. - ca. 50 Gäste

Kino-Tour

Bei der Kino-Tour im Juni gestaltete sich die Planung ähnlich zur Newcomer-Tour. Auch hier konnten die beteiligten Jugendclubs und Vereine aktiv mitentscheiden, welche Filme gezeigt werden sollten. Der Filmclub von der Rolle ´94 e.V. hatte im Vorfeld 3 passende aktuelle Filme zu den Rubriken „Jugenddokumentation“, „Jugendfilm“ und „Familienfilm“ als Vorschläge herausgesucht. Zusätzlich hatten die Clubs und Vereine die Möglichkeit, eigene Vorschläge einzubringen. Am Ende wurden die Filme ausgewählt, die mehrheitlich gewollt waren. So wurden an jedem Kino-Tour-Wochenende folgende Filme gezeigt:

Berlin Rebel High School (2017, FSK 0)

Mit dem Dokumentarfilm BERLIN REBEL HIGH SCHOOL stellt uns Regisseur Alexander Kleider eine ungewöhnliche Schule vor, die er selbst absolviert hat und die eigentlich schlicht „Schule für Erwachsenenbildung“ heißt. Rebellisch ist diese Schule in Bezug auf das staatliche Schulsystem. Die Schule für Erwachsenbildung in der Gneisenaustraße in Berlin arbeitet nach einem ganz anderen pädagogischen und organisatorischen Modell. Es existieren kein Rektor, keine Noten, keine Strafarbeiten, kein Zwang und die Schule gehört den Schülern. Der Film BERLIN REBEL HIGH SCHOOL folgt dem Weg von fünf Schülern im Abiturkurs und lässt uns am schwierigen, aber letztlich alternativlosen Weg dieser fünf im staatlichen Schulsystem gescheiterten Schüler hin zum Abitur anteilnehmen.

Tschick (2016, FSK 12)

Während die Mutter in der Entzugsklinik und der Vater mit seiner Assistentin auf „Geschäftsreise“ ist, verbringt der 14-jährige Außenseiter Maik Klingenberg die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, stammt aus dem tiefsten Russland, kommt aus einem der Hochhäuser in Berlin-Marzahn - und hat einen geklauten Lada dabei. Damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende ostdeutsche Provinz. Die Geschichte eines Sommers, den wir alle einmal erleben wollen...

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (2016, FSK 0)

Der Drittklässler Tobias Findteisen, genannt „Tobbi“, ist trotz seiner jungen Jahre ganz schön schlau, denn in seiner Freizeit entwirft er leidenschaftlich gern Maschinen. Eine seiner Erfindungen ist das geniale Fahrzeug Fliewatüüt. Es heißt so, weil es zum Teil Hubschrauber (Fliegen), Boot (Wasser) und Auto (tüüt) ist. Jetzt braucht Tobbi nur jemanden, der ihm beim Bauen hilft. Eines Tages fällt ein kleiner außerirdischer Roboter namens ROB 344–66/IIIa, kurz “Robbi“, vom Himmel, der bei einem Raumschiff-Absturz von seinen Eltern getrennt wurde. Die beiden teilen ihre Vorliebe für Technik und werden sofort beste Freunde. Nun will Robbi Tobbi dabei helfen, seine Eltern wiederzufinden.

Die Mitglieder der Jugendclubs und Vereine halfen auch an den Kino-Tour-Wochenenden fleißig mit. Die Filme wurden im Kino-Zelt des Filmclubs gezeigt, welches für jedes Wochenende aufgebaut wurde. Innen wurde das Zelt mit Molton abgedunkelt und dann wurden die Technik installiert sowie Stühle gestellt. Die Clubs kümmerten sich auch hier wieder um die Versorgung der Gäste und Helfer. An den 4 Kino-Tour-Wochenenden konnten insgesamt folgende Gästezahlen erreicht werden:

03./04.06. - ca. 23 Gäste		17./18.06. - ca. 25 Gäste
10./11.06. - ca. 50 Gäste		24./25.06. - ca. 55 Gäste

Begleitet wurde die Kino-Tour zusätzlich auch noch musikalisch durch „Jua“ – einen jungen Liedermacher aus Görlitz. Er war an jedem Kino-Tour-Wochenende samstags vor Ort und füllte die Pause zwischen dem ersten und zweiten Film mit seiner Musik.