Im Mai 2013 organisierte der Jugendring Oberlausitz e.V. zusammen mit dem Flexiblen Jugendmanagement eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ist die Jugendarbeit noch zu retten!?“ in der Mensa Görlitz an der Hochschule Zittau/Görlitz. Eingeladen waren Vertreter_innen aller Kreistagsfraktionen aus dem Landkreis Görlitz sowie Dr. Giesela Ullrich (Deutscher Kinderschutzbund, Landesverband Sachsen e.V.) und Hartmut Mann (Paritätischer Wohlfahrtsverband Sachsen). Moderiert wurde die Podiumsdiskussion durch Dr. Cornelia Wehner, Kommunikationstrainerin, freie Referentin an der EWS Dresden.
Teilnehmer_innen im Podium:
Zum Einstieg in die Podiumsdiskussion wurde der Dokumentarfilm „Jugendkultur im Fokus" gezeigt. Der Film entstand im Jahr 2012 in Eigenregie durch das Flexible Jugendmanagement. Darin kommen Vertreter_innen von ehrenamtlich geführten Jugendclubs und Vereinen zu Wort und schildern ihre derzeitige Situation und zukünftige Perspektiven.
Anschließend hielt Frau Dr. Gisela Ulrich ein Impulsreferat, in dem die Aufgaben der Jugendhilfe vorgestellt und der Sparzwang der Landkreise bemängelt wurden und sie stellte die Frage, wie ein chancengleiches Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen unter den derzeitigen Bedingungen abgesichert werden könne.
Mit dieser Fragestellung startete die anschließende zweistündige Podiumsdiskussion. Kathrin Kagelmann (DIE LINKE) argumentierte, dass die Thematik der Jugendhilfeplanung und -finanzierung wieder mehr in den Fokus der Kreistagsdebatten rücken müsse und sich eine Bedarfsplanung an allen Jugendlichen, nicht nur den „Problemfällen“ orientieren müsse. Strittig war die Frage, in wie weit Jugendhilfeplanung der demografischen Entwicklung angepasst werden solle. Gegen die Anpassung der finanziellen Zuschüsse an die sinkende Zahl Jugendlicher im Landkreis warf Petra Schöning (Freie Wähler) ein, dass sich die Umstände unter denen Kinder aufwachsen, geändert haben. Problemlagen sind bei Einzelnen multipler geworden und dies sei letztendlich viel kostenintensiver und aufwendiger für die Träger und Fachkräfte der Hilfen zur Erziehung. Daher plädiere sie, sowie auch Frau Dr. Ulrich dafür, den Fokus auf Prävention zu legen, um „das Kind vor dem Brunnen zu retten.“ Frank Peuker (SPD) und Thomas Pilz (Bündnis 90 / Die Grünen) waren der Ansicht, dass in der Sozialpolitik auf Landesebene mehr getan werden müsse und der Kreistag nur die Entscheidungen vollzieht, die dort getroffen werden. Hier sei vor allem auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Trägern und der Verwaltung gefragt um Bedarfe zu ermitteln und zu erkennen.
Für Gotthilf Matzat (CDU) steht die Gesellschaft ebenfalls in der Verantwortung, sich mit den derzeitigen Problemen der Jugendarbeit auseinander zu setzen. Die Beteiligung Jugendlicher an Prozessen auf Kommunalebene sei genauso gefordert wie die der Fachgremien, um ein umfassendes Bild der Problemlage zu erhalten. Hartmut Mann, Paritätischer Wohlfahrtsverband Sachsen, stellte kurz ein Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung vor, bei dem junge Leute zu selbstständigen Handeln ermutigt werden, um ihre eigenen Ideen und Wünsche umzusetzen. Die anschließenden Fragen aus dem Publikum bezogen sich auf die Förderung ehrenamtlichen Engagements und welche Anerkennung sowie Hilfeleistung auf dieser Ebene möglich sei. Daniel Breutmann (FDP) verwies auf überregionale Stiftungen und Förderprogramme auf lokaler Ebene, die er bereits selbst schon für seine ehrenamtliche Arbeit genutzt habe. Es dürfe aber nicht so sein, dass dadurch Lücken in der Förderung freier (wie auch öffentlicher Träger) ausgeglichen werden. Eine fachlich fundierte Jugendhilfeplanung und angemessene finanzielle Konzepte auf Landes- wie auch Kommunalebene seien unabdingbar und dringend notwendig, damit auch zukünftig nach den gesetzlichen Vorgaben Jugendhilfe im Landkreis Görlitz geleistet werden könne.
Die rund 60 Anwesenden, darunter auch Vertreter_innen der Verwaltung(en), Politiker_innen und Mitarbeiter_innen von Freien Trägern der Jugendhilfe erlebten eine rege Diskussion, die durch die gekonnte Moderation von Frau Dr. Cornelia Wehner immer sehr nah am Thema blieb. Eine Fortsetzung des Dialogs zwischen Politik, Verwaltung und Trägern ist der einzige Weg, damit zum Wohle aller Kinder und Jugendlichen Jugendarbeit geleistet werden kann.