Der Zweck eines Skateparks in einer Kommune liegt unter anderem darin, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachzugehen, ohne dafür Mitglied eines Vereins oder ähnlichem sein zu müssen. Darüber hinaus lernen sie beim Skaten vor allem ihre körperlichen Grenzen auszutesten und die typischen Identitätsfindungsprozesse zu bewältigen. So lernen sie sich und ihr Können selbst einzuschätzen sowie sich kreativ und sportlich mit anderen zu messen. Durch die gezielte Beteiligung und Mitsprache bei der Gestaltung und Pflege gibt es für sie auch die Chance, Verantwortung zu übernehmen und für die eigenen Interessen Initiative zu ergreifen. Dies hilft auch der Vorbeugung für eventuelle zweckfremde Nutzungen, da die Nutzer*innen vor Ort für ihren Skateplatz eintreten. Nicht selten entstehen so Treffpunkte von Jugendlichen für Jugendliche, was die Identifikation mit der eigenen Gemeinde stärkt und wichtige Freiräume des Ausprobierens schafft. Dabei ist es oftmals der Fall, dass ältere Skater*innen als positive Vorbilder für die Jüngeren dienen und ihnen eine Orientierung auf dem Weg des Erwachsenwerdens bieten. Häufig werden auch Wettbewerbe, Workshops und Jams (Szenetreffen) im heimischen Park durchgeführt, die einen überregionalen Charakter aufweisen. Aus der Errichtung und kostenlosen Nutzung eines Skateparks kann somit im Idealfall eine soziale Institution entstehen, welche junge Menschen an ihren Heimatort bindet, zusammenbringt und ermutigt, zu bleiben.
Skateboarding ist ein Sport: In den 1990er Jahren war Skateboarding so populär wie nie zuvor und seitdem findet dieser Sport stetig mehr Anhänger*innen. Ein Abbruch dieser Entwicklung wird auch in Zukunft nicht so schnell stattfinden. Damit gilt die Skateboardszene als größte sportzentrierte Szene in Deutschland. Selbst Olympia hat den Wandel erkannt und nahm das Skatenboarding als Disziplin für die Spiele 2020 in Japan mit auf. Doch Skaten ist mehr als nur ein Sport, es bewirkt durch seine große Vielfältigkeit eine positive Einstellung zum Leben.
Entfaltungsmöglichkeiten: Ein großer Teil der Mitglieder der Skateszene kann der Jugend zugeordnet werden. Junge Menschen müssen heute sehr stark den Anforderungen ihrer Lebenswelt (u.a. Schulstress, digitaler Wandel) genügen und vielfältige Entwicklungsaufgaben (wie die Pubertät) bewältigen. Hierfür brauchen sie eigene Möglichkeiten der individuellen Entfaltung. Doch Raum für die freie persönliche Entfaltung - insbesondere von Jugendlichen - ist von Städten und Stadtplaner*innen häufig nicht vorgesehen. Sehr oft fehlt es an Fantasie und Kreativität. Hier schafft ein (im Idealfall von den Nutzer*innen) eigenständig entworfener Skatepark die notwendige Abhilfe.
Skaten ist gemeinschaftsstiftend: Das Gemeinschaftsgefühl in Szenen entsteht nicht durch gemeinsame Lebenslagen oder Herkunftsmilieus, weshalb sie gerade für Jugendliche besonders attraktiv sind. Junge Menschen suchen sich vielmehr Verbündete für ihre Interessen, Menschen mit einer ähnlichen Weltanschauung oder Gleichgesinnte. Das Erleben von Gemeinschaft nimmt innerhalb der Skateszene eine elementare Rolle ein. Dabei sucht sich ein Jugendlicher die Zugehörigkeit zu dieser Szene eigenständig und freiwillig aufgrund des geteilten Interesses des Skatens aus und wird sich in dieser Szene (zumindest eine Zeit lang) heimisch fühlen. Die sich daraus bildenden Gemeinschaften und Strukturen, in welche die Jugendlichen eingebunden werden, können außerdem als Haltefaktor für den Ort wirken.
Leistung und Spaß aus eigenem Antrieb: Skaten ist ein Sport, der ganz aus eigenem Antrieb angegangen wird. Niemand sagt, welche Tricks man üben soll, wie und zu welchen Zeiten. Die Rolle des/der "Trainer*in" nehmen die Skatenden selber ein - die Motivation ist der Spaß an der Tätigkeit, die Befriedigung der selbstgewählten "Sucht" des Skatens. Nur so ist auch die Vielfalt im Skaten zu erklären.
Vielfalt und Kreativität: Skater*innen müssen zum Durchführen ihrer Tricks bzw. insbesondere zum Erlernen neuer Tricks ein sehr starkes Durchhaltevermögen gepaart mit einer hohen Frustrationstoleranz aufweisen. Die stetige Herausforderung ist ein elementares und stark charakterprägendes Merkmal, denn es geht nicht einfach um das Nachahmen vorgegebener Kunststücke. Das Entwickeln neuer Tricks und der kreative Umgang mit der (urbanen) Umwelt durch die Umsetzung und Kombination verschiedener Tricks gehört zum Skaten dazu.
Weltoffenheit und Neugier: Für die Skateszene sind Weltoffenheit und eine neugierige Haltung typisch. Es existieren nur wenige bzw. gar keine Abgrenzungstendenzen aufgrund von Nationalitäten, religiöser Ansichten oder Hautfarben. Das liegt unter anderem daran, dass sich Skaten nicht in einem bestimmten Kulturkreis entwickelt hat. Skaten ist selbst ein grenzenloser Kulturkreis.
Grenzerfahrungen, Angst, Verletzungsrisiko: Beim Skaten als sogenannte Risiko- und Extremsportart sind Grenzerfahrungen in Verbindung mit der Ermittlung der persönlichen Leistungs- und Risikogrenze ein elementarer Bestandteil. Der Kampf gegen sich selbst hat das Ziel, eigene Schwächen zu überwinden sowie körperliche Strapazen und Entbehrungen aushalten zu können. Der/die Skater*in begibt sich bewusst in eine Gefahrensituation, um persönlich daran zu wachsen. Er/sie entwickelt durch das Vertrauen in die eigene Kompetenz die individuelle Fähigkeit, Gefahrensituationen kontrolliert zu begegnen, indem die Angst vor der Angst abgebaut wird. So werden riskante und extreme Situationen selbstverantwortlich gestaltet. Nicht nur deshalb ist im Skaten das Verletzungsrisiko geringer als z.B. im Fußball oder Handball.
Kostenfrei: Junge Menschen haben häufig nicht die finanziellen Mittel, die ein*e Erwachsene*r hat. Hier gibt es zwar Unterschiede (z.B. aufgrund der Möglichkeiten in der Familie), aber das Skaten sollte prinzipiell jedem/r Jugendlichen unabhängig von seiner bzw. ihrer finanziellen Situation möglich sein. Zudem müssen junge Menschen bereits viel (Taschen-)Geld für ihre Skateausrüstung (Sportgerät, Verschleißteile, Schutzausrüstung) aufbringen, was in der Regel den Zugang zum Skate-Sport ohnehin erschwert. So bleibt häufig von den geringen Mitteln nicht viel für Eintrittsgelder übrig. Wenn diese wunderbare Freizeitbeschäftigung den jungen Menschen in der Gemeinde nachhaltig möglich sein soll, muss sie für die Nutzer*innen kostenfrei sein.
Quellenhinweis: Dieser Artikel beruht ursprüngliche auf dieser Quelle: “Weiland, Matthias (2012). >>Skateboarding is not a crime<< - Betrachtung der Skateboard-Szene unter sozialwissenschaftlichen Aspekten (S. 84f.). Diplomarbeit - Leibniz Universität Hannover.” und wurde von uns weiterentwickelt.